Kulturpolitik
Art to the People – Was Kunst im Stadtraum bringt!
Mittwoch, 17. September 2025, in Kooperation mit der nGbK
Veranstalter: Büro für Kunst im öffentlichen Raum, Kulturwerk des bbk berlin GmbH
Wie sieht sie aus – die Kunst am Bau und im Stadtraum?
Büro für Kunst im öffentlichen Raum
Das führte eine Rundfahrt interessierten Politiker*innen des Berliner Abgeordnetenhauses am Mittwochnachmittag (17.09.2025) an vier Standorten im Stadtzentrum vor. Die Künstlerinnen Eva Susanne Schmidhuber und Stef Heidhues präsentierten ihre vielteiligen Werke in den Schulneubauten in der Nostitzstraße und in der Adalbertstraße. Besonders beeindruckend war das Engagement, mit dem die Künstlerinnen ihre Werke aktiv in das Schulleben einbringen. Und sie werden dort auch bewusst aufgegriffen und inspirieren das Schulleben vielfältig, wie Schulleiterin Frau Rother in der Adalbertstraße berichtete.
Die Bedeutung und Notwendigkeit von Kunst im Stadtraum vermittelte Christof Zwiener mit seinem Tiny Forest „Gertraudenhain“ an der Leipziger Straße. Sein partizipatorisch angelegtes Projekt verdeutlichte das mögliche Zusammenwirken von Kunst und Gesellschaft für eine gemeinsame Verbesserung der innerstädtischen Lebensbedingungen.
Das Bodenmosaik „The Tale of the Scale and the Skull“ von Alona Rodeh überraschte manche Politiker*in, die zwar das PETRI Berlin schon besichtigt hatten, aber die Kunst am Bau noch nicht kannten. Das motivierte sogleich zum Austausch von Erinnerungen an archäologische Studien in der Ausbildung mancher Beteiligter.
Wie Kunst und Städtebau zusammenwirken können, verdeutlichte die abschließende Fahrt über den Alexanderplatz zur nGbK. Dessen Raumeindruck wird wesentlich auch von den Monumentalwerken der Kunst am Bau aus den 1960er Jahren geprägt. Demgegenüber wird Kunst in der heutigen Planung neuer Stadtquartiere gar nicht berücksichtigt.
Von dem kompakten Programm, den gelungenen Präsentationen der Künstler*innen und den begleitenden Erläuterungen von Martin Schönfeld waren alle Beteiligten sehr angetan.
Dialogveranstaltung zur Kunst im öffentlichen Raum in der nGbK
Unter dem Motto „Art to the People – Was Kunst im Stadtraum bringt!“ diskutierten am Mittwochabend (17.09.2025) Künstlerinnen mit Politikerinnen aus dem Berliner Abgeordnetenhaus und Expert*innen der Verwaltung. Ausgangspunkt waren zunächst die radikalen Kürzungen, die der Haushaltsplan 2026/2027 für Kunst im Stadtraum (minus 66 Prozent) und Bezirkliche Kulturelle Projekte im Stadtraum („Draussenstadt“) vorsieht. Letztere werden komplett gestrichen, was einen Verlust von 500.000 Euro im Jahr bedeutet. Davon sind vor allem dezentrale Projekte in den Bezirken betroffen.
Das verwunderte die Teilnehmenden, da doch gerade die Kunst im Stadtraum einem Grundprinzip demokratischer Kulturpolitik folgt: Durch aktive Teilhabe und niederschwellige Kunstvermittlung werden Vorurteile abgebaut, Verständnis gefördert und die Gesellschaft gegen autoritäre Tendenzen gestärkt. Kunst am Bau und im Stadtraum erleben seit den 2000er-Jahren durch temporäre und partizipative Projekte eine Renaissance, weil Sie Bürgerinnen und Bürgern den oftmals einzigen Zugang zur Kunst ermöglichen. Kunst im öffentlichen Raum ist kein Beiwerk – sie ist Motor für gesellschaftliche Teilhabe, politische Auseinandersetzung und städtische Entwicklung.
Leider wurde auf der Dialogveranstaltung ein fehlendes Bekenntnis der Berliner Politik zur Kunst im öffentlichen Raum festgestellt. Dem gegenüber setzen andere Städte bewusst auf eine Stärkung der Kunst im Stadtraum. Als ein leuchtendes Beispiel wurde auf Helsinki verwiesen, wo auch private Investitionen zur Kunst am Bau und Kunst im Stadtraum verpflichtet sind. Zusätzlich gibt es ein engagiertes Vermittlungsprogramm.
Im zweiten Teil der Dialogveranstaltung diskutierten die Teilnehmenden die gegenwärtigen Rahmenbedingungen von Kunst am Bau und Kunst im Stadtraum. Fünf World Café Tische wurden von den Künstler*innen Sven Kalden, María Linares, Stefan Krüskemper, Katrin Schmidbauer und Susanne Bosch mit Fokus auf die künstlerische Praxis thematisch begleitet.
Dabei wurde etwa die häufige Diskrepanz zwischen Zielen einerseits und bürokratischen Genehmigungsprozessen andererseits angesprochen. Zur Organisation von Wettbewerben wurden Vorschläge für eine diversere Beteiligung und Jurierung erarbeitet, etwa durch Losverfahren oder offene Jurys. Die Stärkung langfristiger Kooperationen zwischen Kunst, Verwaltung und Institutionen, zum Beispiel in Fachkommissionen, wurde diskutiert. Eine aktive Vermittlung von Kunstprojekten und deren bessere Sichtbarmachung wurde gefordert. Das sind nur wenige der vielen Vorschläge, die den lebendigen Abend abrundeten. Sie gilt es, bei der Vorbereitung künftiger Projekte zu berücksichtigen.