Antonia Hirsch

Werke

Tired Mirror

© Foto: Roman Mensing. © Antonia Hirsch / VG Bild-Kunst, Bonn

PVC, ca. 650 x 500 x 500 cm

Breathing Black Hole

© Foto: Roman Mensing. © Antonia Hirsch / VG Bild-Kunst

Nylon, Beschläge, Ventilator, Controller 650 x 650 x 100cm Breathing Black Hole lehnt sich wortwörtlich an die existierende Architektur an. Gesteuert von einem elektronischen Controller wird sie in zeitlichen Intervallen "beatmet". Trotz ihrer monumentalen Größe hat sie so etwas Lebendiges und Fragiles.

Ballot Box (World Trade part 1) & Coin Op (World Trade part 2)

MDF, Edelstahl, 41 x 121 x 41cm

Double Blind

Antonia Hirsch, Double Blind, 2008, Detail © Foto: Photo Technic. © Antonia Hirsch / VG Bild-Kunst, Bonn

Konvexe Acryl Überwachungsspiegel, Beschläge, ca. 450cm x 1370cm x 50cm Double Blind befindet sich im Atrium des Vancouver Community College, einer berufsbildenden Schule, die als einzige in der Region auch Bildungsoptionen für Sehbehinderte anbietet. Indem Double Blind durch die Verwendung von Kuppelspiegeln die erhabenen Punkte von Blindenschrift nachbildet übersetzt die Arbeit ein Snellendiagramm, bzw. eine Sehtest-Tafel, in Blindenschrift. Die paradoxe Prämisse der Installation besteht darin, dass Menschen, welche die Arbeit sehen können, wahrscheinlich keine Blindenschrift lesen können, und umgekehrt diejenigen, die Blindenschrift lesen können, die Arbeit wahrscheinlich nicht sehen können. Kuppelspiegel sind im öffentlichen Raum allgegenwärtig. Letzterer soll einerseits möglichst ideale Bedingungen zur Gemeinschaftlichkeit schaffen, aber er muss gleichzeitig auch den Anforderungen hinsichtlich öffentlicher Sicherheit gerecht werden. Dabei ist mit dem Thema öffentliche Sicherheit oft Kontrolle und Überwachung verbunden. Wie viele öffentliche Räume hat auch das zentrale Atrium des Vancouver Community College einen panoptischen Aspekt: Es ermöglicht den Einblick in angrenzende Innenräume. Double Blind wurde von einem T-Shirt-Multiple begleitet, auf dem das Snellen-Diagramm entweder in hochreflektierender Folie oder monochromatisch, aber in erhabenem, haptischem Druck (“puff ink”) wiedergegeben ist. Das T-Shirt, mittlerweile vergriffen, wurde über den Buchladen des Colleges vertrieben.

Offscreen

In den letzten Jahren habe ich mit dem Motiv des Bildschirms gearbeitet und mich dabei vor allem auf die Bildschirme mobiler Geräte konzentriert. Mit Offscreen habe ich diesen Schwerpunkt weiterentwickelt. Paradoxerweise wird ein Bildschirm selbst erst dann wahrnehmbar, wenn er aufhört, Inhalte zu übermitteln. In einem städtischen Kontext fungieren die aus drehbaren Lamellen bestehenden, motorisierten Trivision-Plakatwände wie "Bildschirme", die irgendwo zwischen analog und digital angesiedelt sind. In einer Anlehnung an Malewitsch besteht mein Entwurf aus einer Trivision-Plakatwand, die bei jeder Drehung eine identische, völlig schwarze Oberfläche erzeugt, ähnlich wie die Bildschirme unserer Mobilgeräte, wenn sie sich im Ruhemodus befinden. In elegant kräuselnden Bewegungsintervallen verweigert Offscreen jegliche Information und bietet stattdessen eine Zen-ähnliche visuelle Pause. Ein "Nicht-Ort" – wie etwa eine urbane Brache – erzeugt einen Dialog mit der "verschwiegenen" Werbetafel. Offscreen lenkt die Aufmerksamkeit auf die bestimmende Qualität des Raumes, der es umgibt, als irgendwie übersehen und (vorübergehend) ungenutzt. Mit anderen Worten, es hebt ihn als einen Ort hervor, der irgendwie aus der straff organisierten (visuellen) Ökonomie der Stadtlandschaft herausgefallen ist. Offscreen rückt in den Fokus, was sonst als städtebauliches Versehen erscheinen könnte, indem es das Potenzial und die kontemplative Qualität der Lücke bekräftigt.

Solaris Panel

Solaris Panel besteht aus etwa 90 schwarzen Plexiglas (Markenname: „Solaris“) Formen, die verschiedene Marken und Modelle von Mobilgeräten exakt nachbilden. Im Schlafmodus ähneln deren Screens dem schwarzen Claude-Glas, einer proto-fotografischen Zeichenhilfe, die im 17. Jahrhundert von dem Landschaftsmaler Claude Lorrain erfunden wurde. Bei der Benutzung des Claude Glas wendeten Künstler dem Ausblick, dem ihr Interesse galt, den Rücken zu, um die etwas abstrahierte, entsättigte und bereits umrahmte Ansicht zu malen, die in dem schwarzen Spiegel zu erkennen war.

Rivers & Borders

Rivers & Borders ist eine doppelt gespiegelte Weltkarte: Eine Seite ist auf internationale Grenzen reduziert, die andere auf die großen Flüsse der Welt. Die Karte ist mit einem fluoreszierenden Marker gezeichnet, so wie er oft beim Tagging im urbanen Raum verwendet wird.

Eckdaten

antoniahirsch.com

Installation, Grafik, Konzeptkunst, Medienkunst

Antonia Hirsch lebt und arbeitet in Berlin. Sie wurde in Frankfurt am Main geboren und erhielt ihren BA vom Central Saint Martins College for Art and Design in London, England. Von 1994 bis 2010 lebte und arbeitete sie in Vancouver, Kanada. Sie erhielt zahlreiche Stipendien vom Canada Council for the Arts und dem British Columbia Arts Council (Kanada), sowie von der Stadt Vancouver (Kanada), der Stiftung Kunstfonds und der Hessischen Kulturstiftung (Deutschland). Sie war Artist in Residence bei Institutionen wie dem Banff Centre of the Arts (Kanada), der Cité des Arts in Paris (Frankreich) und CCA Andratx (Spanien).

Antonia Hirschs Arbeiten wurden unter anderem gezeigt in der Contemporary Art Gallery in Vancouver (Kanada); Kunsthalle Lingen (Deutschland); MIT List Visual Arts Center, Cambridge (USA); The Powerplant, Toronto (Kanada); Salzburger Kunstverein (Österreich); Taipei Fine Arts Museum (Taiwan); Tramway, Glasgow (Schottland); Witte de With Centre for Contemporary Art, Rotterdam (Niederlande); und ZKM Museum für zeitgenössische Kunst, Karlsruhe (Deutschland).

Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen wie der der Vancouver Art Gallery (Kanada), der National Gallery of Canada und dem Sackner-Archive für Concrete and Visual Poetry in Miami Beach (USA).

Antonia Hirschs künstlerische Praxis basiert darauf, Realität als konsensuelle Fiktion zu begreifen. Ihre Arbeiten reichen von kleinformatigen Objekten bis zu raumgreifenden Installationen, bedienen sich sowohl skulpturaler als auch medialer Formate und werden häufig durch parallele Buchprojekte begleitet.

Für den öffentlichen Raum realisierte Antonia Hirsch die permanente Installation Double Blind (2008), sowie die temporären Projekte Vox Pop (2008), eine Arbeit für ein duales elektronisches Billboard, und Anthropometrics (2006), ein Poster-Projekt, das bisher in Berlin, Ottawa und Vancouver gezeigt wurde.

"Die Hauptmotivation für mein Interesse an Kunst im öffentlichen Raum ist es, das Alltägliche subtil zu verfremden und vor allem einem Nicht-Kunstpublikum einen neuen Blick auf seine Umwelt zu ermöglichen. Wenn ein Projekt in der Lage ist ein fast, aber nicht ganz, plausibles, nützliches oder notwendiges Element des öffentlichen Raums zu sein, kann eine produktive Befragung darüber stattfinden, wer oder was diesen Nutzen oder diese Notwendigkeit bestimmt."

Vita

• 1991–94 BA Fine Art, Central Saint Martins College of Art & Design, London • 1990–91 Foundation Studies, London Metropolitan University

<Preise, Stipendien, Residencies>
• Research and Creation Grant, Canada Council for the arts, 2023-2024
• Freies Reisestipendium. Hessische Kulturstiftung, 2022
• Research and Creation Grant, Canada Council for the arts, 2021-2022
• Arbeitsstipendium. Stiftung Kunstfonds, 2020
• Residency. CCA Andratx, 2013, 2020
• Visual Arts Grant. Canada Council for the Arts, 2005, 2009, 2011, 2015, 2018
• Visual Arts Award. British Columbia Arts Council, 2000, 2004, 2007, 2009
• Travel Grant. Canada Council for the Arts, 1999, 2003, 2004, 2006
• Residency. Cité internationale des arts. Paris, 2004

<Ausgewählte Sammlungen>
• National Gallery of Canada
• Vancouver Art Gallery
• Morris and Helen Belkin Art Gallery, Vancouver
• Surrey Art Gallery
• Art Bank, Ottawa

<Arbeiten im öffentlichen Raum>
2016
• Colour Shift. Salon 94: Videowall, New York City, US
2008
• Vox Pop. Duales Videowandprogramm, Other Sights, Vancouver, CA
• Double Blind. Permanente Installation, Vancouver Community College & City of Vancouver, CA
2006
• Anthropometrics. Group Search: art in the library. Vancouver Public Library und diverse Standorte im urbanen Raum, CA
• Anthropometrics. Diverse Standorte im urbanen Raum, Ottawa, CA; Berlin DE
2003
• Recovery. Kitchener Waterloo Art Gallery, CA

<Ausgewählte Einzelausstellungen>
2024
• Kunsthalle Lingen, DE
2019
• Decad, Berlin, DE
2018
• Republic Gallery, Vancouver, CA
2016
• Republic Gallery, Vancouver, CA
2015
• Gallery TPW, Toronto, CA
• Southern Alberta Art Gallery, Lethbridge, CA
2014
• SFU Galleries, Vancouver, CA
2013
• Republic Gallery, Vancouver, CA
2012
• Tramway, Glasgow, UK
• Or Gallery, Berlin, DE
2011
• Republic Gallery, Vancouver, CA
• Or Gallery, Vancouver, CA
2009
• Republic Gallery, Vancouver, CA
2007
• Gallery 101, Ottawa, CA
2006
• Libby Leshgold Gallery, Vancouver, CA

<Ausgewählte Gruppenausstellungen>
2023
• Bildet Banden | Band Together. SETAREH, Berlin, DE
2022
• The Tide is High (curated by Sylvia Metz and Christin Müller). Kunsthaus Wiesbaden. DE
• Back to Future. Museum für Kommunikation, Berlin, DE
2021
• Technē. Republic Gallery, Vancouver, CA 
2020
• Back to Future. Museum für Kommunikation, Frankfurt am Main, DE
2019
• Negativer Raum. ZKM, Karlsruhe, DE
• You Are: ontological positions around matter. Reinbeckhallen, Berlin, DE
• Intoto. L40 Kunstverein Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, DE
• Awakening | Éveil. United Nations, New York, US; Geneva, CH; Bonn, DE
2018
• zero, ground. Griffin Art Projects. North Vancouver, CA
• Flow: From the Movement of People to the Circulation of Information. Surrey Art Gallery, CA
2017
• An Inventory of Shimmers: Objects of Intimacy in Contemporary Art. MIT List Visual Arts Center, Cambridge, US
2015
• Everything Must Go. Lewis Glucksman Gallery, Cork, IR
• The As-If-Principle. Magazin4, Bregenzer Kunstverein, AT
• Art In The Age Of…Planetary Computation. Witte de With, Rotterdam, NL
2014
• Punctum. Salzburger Kunstverein, AT
• Where do I end and you begin. Edinburgh Art Festival, UK
• The Value of Nothing. TENT, Rotterdam, NL
2012
• one and the other are another. Ludlow 38, New York, US
• Sounding Selves. Dalhousie Art Gallery, Halifax, CA
2011
• The Global Contemporary. ZKM, Karlsruhe, DE
2010
• It Is What It Is. National Gallery of Canada, Ottawa, CA
• Frieze Projects. London, UK
• Sorting Daemons. Agnes Etherington Art Center, Kingston, CA
2009
• How Soon Is Now. Vancouver Art Gallery, CA
• Universal Code. The Power Plant, Toronto, CA
2006
• Concrete Language. Contemporary Art Gallery, Vancouver, CA
• Altered States.Taipei Fine Arts Museum, TW
• Pop Icons. Vancouver Art Gallery, CA
• Conceptual Cartographies. SBC Galerie, Montréal, CA