Jeroen Jacobs

Werke

Blue Monday

Blue Monday, schwarzeingefärbter Beton, 180 x 175 x 175 cm
Blue Monday, schwarzeingefärbter Beton, 180 x 175 x 175 cm
Blue Monday, schwarzeingefärbter Beton, 125 x 250 x 175 cm
Blue Monday, schwarzeingefärbter Beton, 125 x 250 x 175 cm
They look as though they had been accidentally deposited on the square. ‘They’ are the objects designed by Jeroen Jacobs for De Blaauwe Hoeve in Hulst, Zeeland. But as soon as you are in the midst of the concrete sculptures, with the climbing bar and the raised, grass-covered triangular structure, it is clear that any semblance of nonchalance is alien to this work. Together, the different elements form a rhythmical constellation in which the space, the architecture and visitors to the square are all involved. Placed amongst assisted living residences, a nursing home and care centre run by the Curamus Foundation, the objects generate a dynamic that apparently cannot do without the separate physical forms of the objects. We pedestrians are carried along with concrete that moves.i

The perfectly balanced interplay between the previously existing ingredients in Hulst and Jeroen Jacobs’ concrete interventions in the situation is a result of the artist's ideas about space. He defines space in terms of ‘in-between’ spaces. Like the pauses that are so essential to a sentence, in-between spaces are a factor in the public domain that cannot be erased or imagined away. They seem ephemeral and do not attract attention, but in fact, they connect the infrastructure and the architecture, the bridges and the roads, the flat buildings, tower blocks and single-family homes.
They look as though they had been accidentally deposited on the square. ‘They’ are the objects designed by Jeroen Jacobs for De Blaauwe Hoeve in Hulst, Zeeland. But as soon as you are in the midst of the concrete sculptures, with the climbing bar and the raised, grass-covered triangular structure, it is clear that any semblance of nonchalance is alien to this work. Together, the different elements form a rhythmical constellation in which the space, the architecture and visitors to the square are all involved. Placed amongst assisted living residences, a nursing home and care centre run by the Curamus Foundation, the objects generate a dynamic that apparently cannot do without the separate physical forms of the objects. We pedestrians are carried along with concrete that moves.i The perfectly balanced interplay between the previously existing ingredients in Hulst and Jeroen Jacobs’ concrete interventions in the situation is a result of the artist's ideas about space. He defines space in terms of ‘in-between’ spaces. Like the pauses that are so essential to a sentence, in-between spaces are a factor in the public domain that cannot be erased or imagined away. They seem ephemeral and do not attract attention, but in fact, they connect the infrastructure and the architecture, the bridges and the roads, the flat buildings, tower blocks and single-family homes.

Artefakte

Artefakte, Model
Artefakte, Model
Mein Vorschlag für das Kunst-am-Bau Projekt nimmt die Idee von Differenzierung – oder Abweichung – als Ausgangspunkt für eine 5-teilige Skulpturengruppe aus Beton. Diese soll in die langgezogene Betontreppe vor dem Eingang zum Pausenhof des Neubaus integriert werden. Die als „Artefakte“ betitelten Skulpturen ragen aus der klaren Struktur der Treppe heraus. Wie Artefakte in digitalen Dateien können sie als Irritationen oder Fehler gelesen werden oder auch als skulpturale Setzungen, die als positive Abweichungen der Treppenstruktur eine neue Qualität und Aufmerksamkeit bescheren. Schüler/innen, Lehrer/innen und Besucher/innen können diese Ambivalenz auf dem Weg in oder aus der Schule nicht nur visuell, sondern auch körperlich erfahren und erforschen.

Diesen Ansatz setzte ich in einer sehr niedrigen, Geländer-artigen Stahlrohrkonstruktion fort, die durch ihre Platzierung schräg zur Treppenachse weitere choreographische Impulse gibt. Als sechstes bildnerisches Element variiert die lineare Konstruktion die Idee der Verfremdung oder Abweichung. Sie wirkt auf den ersten Blick wie ein herkömmliches Geländer, lässt auf den zweiten Blick – und vor allem bei ihrer Benutzung als Handlauf – dann aber deutlich erkennen, dass sie deren Funktionalität durch eine ungewohnte Dimensionierung unterläuft.
Mein Vorschlag für das Kunst-am-Bau Projekt nimmt die Idee von Differenzierung – oder Abweichung – als Ausgangspunkt für eine 5-teilige Skulpturengruppe aus Beton. Diese soll in die langgezogene Betontreppe vor dem Eingang zum Pausenhof des Neubaus integriert werden. Die als „Artefakte“ betitelten Skulpturen ragen aus der klaren Struktur der Treppe heraus. Wie Artefakte in digitalen Dateien können sie als Irritationen oder Fehler gelesen werden oder auch als skulpturale Setzungen, die als positive Abweichungen der Treppenstruktur eine neue Qualität und Aufmerksamkeit bescheren. Schüler/innen, Lehrer/innen und Besucher/innen können diese Ambivalenz auf dem Weg in oder aus der Schule nicht nur visuell, sondern auch körperlich erfahren und erforschen. Diesen Ansatz setzte ich in einer sehr niedrigen, Geländer-artigen Stahlrohrkonstruktion fort, die durch ihre Platzierung schräg zur Treppenachse weitere choreographische Impulse gibt. Als sechstes bildnerisches Element variiert die lineare Konstruktion die Idee der Verfremdung oder Abweichung. Sie wirkt auf den ersten Blick wie ein herkömmliches Geländer, lässt auf den zweiten Blick – und vor allem bei ihrer Benutzung als Handlauf – dann aber deutlich erkennen, dass sie deren Funktionalität durch eine ungewohnte Dimensionierung unterläuft.

Sandpit Rainbow

Beton, ø 400 cm x 40 cm
Beton, ø 400 cm x 40 cm

Hocker

Hocker@ Radikale Passivität: Politiken des Fleisches, NGBK, Berlin 2020
Hocker@ Radikale Passivität: Politiken des Fleisches, NGBK, Berlin 2020
Hocker@Opening, national museum Berlin 2020

Jeroen Jacobs schafft fleischliche Skulpturen aus rohem Beton – dem ikonischen Material in der Architektur der Moderne. Mit Stahlskelett versehen gewährleistet es auch in filigran geschwungener Form brückenbogenstarke Stabilität. Dieser stählerne Beton ist auch deshalb bautechnisch so geeignet, weil sich seine Form präzise durch äußere Gussformen bestimmen lässt, denen sich das flüssige Material anschmiegt, bevor es aushärtet. Bei Jacobs wird all das umgestürzt. Er lässt den Beton zerfließen und hantiert mit dem haltlosen Material ohne stabile Form. Die Eigendynamik des Stoffes aufnehmend, gestaltet er seine Plastiken improvisierend, relational, mehr passiv als aktiv, indem er der labilen Schwerkraft mit Händen, Folien und Sand entgegen wirkt. Entstanden ist daraus eine serielle Variation von aufgefangenem Formverlust. Die Gebilde zeigen das Unwillkürliche und Unkontrollierbare des Werkstoffs, dessen ‚agency’ wenig potent im matschigen Absacken und Entgleiten besteht. 
Die Bedeutung abstrakter Skulptur gilt als wesentlich durch die Sprache des eingesetzten Materials bestimmt. Für Beton reicht die Materialikonographie von einer sozialistischen Lesart, die in der Bindung der Sandkörner und Steinchen eine neue kollektive Gesellschaftsform erblicken will, über die modernismuskritische Interpretationen, die in der Schlichtheit und Glätte das Unverbindliche moderner Lebensformen wiederfindet, bis hin zur durchgängigen Semantik der Unvergänglichkeit, die den frühen Einsatz von Beton in der Friedhofskunst ebenso wie in der Land art bestimmt. Gerade diese dominante Bedeutung von Härte und Beständigkeit wird von Jacobs unterminiert. Das körperliche Gefühl, das seine Plastiken vermitteln ist Schwäche, Einsinken, Niedergehen, oder präziser: ein Schwanken zwischen Härte und Schwäche, Form und Formverlust. Eine ausgehärtete Weichheit, destabilisierte Solidität, ein erstarrtes Versinken als würde – umwillen der Materialgerechtigkeit – die abjekte oder ästhetisch-unbewusste Kehrseite: die Hinfälligkeit gezeigt. Hinzu kommt die Kleinheit und Niedrigkeit seiner Béton-brut-Skulpturen, die auch die Betrachter*innen sich niederbeugen oder in die Knie gehen lässt. Sie scheinen sich den Hinsinkenden geradezu anzuerbieten und tatsächlich ist es erlaubt, sich auf die Betonfleischhocker von Jacobs in der Ausstellung zu setzen.
Hocker@Opening, national museum Berlin 2020 Jeroen Jacobs schafft fleischliche Skulpturen aus rohem Beton – dem ikonischen Material in der Architektur der Moderne. Mit Stahlskelett versehen gewährleistet es auch in filigran geschwungener Form brückenbogenstarke Stabilität. Dieser stählerne Beton ist auch deshalb bautechnisch so geeignet, weil sich seine Form präzise durch äußere Gussformen bestimmen lässt, denen sich das flüssige Material anschmiegt, bevor es aushärtet. Bei Jacobs wird all das umgestürzt. Er lässt den Beton zerfließen und hantiert mit dem haltlosen Material ohne stabile Form. Die Eigendynamik des Stoffes aufnehmend, gestaltet er seine Plastiken improvisierend, relational, mehr passiv als aktiv, indem er der labilen Schwerkraft mit Händen, Folien und Sand entgegen wirkt. Entstanden ist daraus eine serielle Variation von aufgefangenem Formverlust. Die Gebilde zeigen das Unwillkürliche und Unkontrollierbare des Werkstoffs, dessen ‚agency’ wenig potent im matschigen Absacken und Entgleiten besteht. Die Bedeutung abstrakter Skulptur gilt als wesentlich durch die Sprache des eingesetzten Materials bestimmt. Für Beton reicht die Materialikonographie von einer sozialistischen Lesart, die in der Bindung der Sandkörner und Steinchen eine neue kollektive Gesellschaftsform erblicken will, über die modernismuskritische Interpretationen, die in der Schlichtheit und Glätte das Unverbindliche moderner Lebensformen wiederfindet, bis hin zur durchgängigen Semantik der Unvergänglichkeit, die den frühen Einsatz von Beton in der Friedhofskunst ebenso wie in der Land art bestimmt. Gerade diese dominante Bedeutung von Härte und Beständigkeit wird von Jacobs unterminiert. Das körperliche Gefühl, das seine Plastiken vermitteln ist Schwäche, Einsinken, Niedergehen, oder präziser: ein Schwanken zwischen Härte und Schwäche, Form und Formverlust. Eine ausgehärtete Weichheit, destabilisierte Solidität, ein erstarrtes Versinken als würde – umwillen der Materialgerechtigkeit – die abjekte oder ästhetisch-unbewusste Kehrseite: die Hinfälligkeit gezeigt. Hinzu kommt die Kleinheit und Niedrigkeit seiner Béton-brut-Skulpturen, die auch die Betrachter*innen sich niederbeugen oder in die Knie gehen lässt. Sie scheinen sich den Hinsinkenden geradezu anzuerbieten und tatsächlich ist es erlaubt, sich auf die Betonfleischhocker von Jacobs in der Ausstellung zu setzen.

Eckdaten

https://jeroenjacobs.com/
Installation, Malerei, Skulptur
* 26.04.1968

Vita

Jeroen Jacobs (*1968 Helmond, Niederlande) studierte an der Hochschule für Kunst und Gestaltung in ´s-Hertogenbosch (1988-92), nam Teil an de Ateliers in Amsterdam (1993-95), lebt und arbeitet seit 1997 in Berlin
Kunst im öffentlichen Raum Blauwe Maandag (Blue Montag), Pflegeheim Curamus Hulst, Zeeland, mit SKOR (Stiftung Kunst und Öffentlicher Raum) Amsterdam (NL) 2008/2009
Auswahl Einzelausstellungen
2020 Glücksstein, Daily Practice, Rotterdam (NL) / Opening, (mit Raaf van der Sman) national museum, Berlin 2016 TXL, Farbvision/Sommer & Kohl, Berlin 2015 Reibung, Galerie Sommer & Kohl, Berlin 2014Trouble, Ozean, Berlin 2012 abc (art berlin contemporary), Berlin / Arena – a temporary pavilion for ROMA CONTEMPORARY, Rome (in Kollaboration mit Kunstmagazine Kaleidoscope) / OSLO10 (mit Nuri Körfer), Basel (CH) / New Art Section, Art Rotterdam, Rotterdam (NL) / JJ, Sommer & Kohl, Berlin 2011 Ozean, Berlin / Jeroen Jacobs Kisten Palz, rakete.co, Berlin 2010 Tea Time, Autocenter, Berlin / Lost and Found (mit Tony Just), Sommer & Kohl, Berlin 2007 Undercolor, Display, Leipzig (mit Jenny Rosemeyer) 2006 Kjubh, Köln / Halls and Holes, Galerie Andersen-s Contemporary, Kopenhagen (DK) / Between Us, Outpost Gallery, Norwich (GB) 2005 Troops of Tomorrow, magnus müller, Berlin / Concrete Blanks, Chinese European Art Centre, Xiamen (China) 2004 Dizzy Heights for New Insights, Galerie müllerdechiara, Berlin 2003 a Slowmotion, tijd genoeg (genügend Zeit) De Verschijning, Tilburg (NL) 2002 Tanya Bonakdar Gallery, New York (USA) 2001Screwdriver, Autocenter, Berlin (mit Lucio Auri) /ndoor, Werkplaats Alem, 's-Hertogenbosch (NL) 2000 Galerie De Praktijk, Amsterdam (mit Bas Meerman) (NL) 1999 Buro Empty, Amsterdam (NL) / The Matrix, Paraplufabriek, Nijmegen (NL) 1998 Werkplaats Alem, 's-Hertogenbosch (mit Mark Jooren) (NL)

Auswahl Gruppenausstellungen 2012-2021
2021 Meta Modell, Die Möglichkeit einer Insel, Berlin / 030, Utrecht, NL / Palmtree, Billy Town, Den haag NL 2020 Radikale Passivität: Politiken des Fleisches, NGBK, Berlin / Concrete#1Respitation, Haunt, Frontviews, Berlin / X/Change, Changing Room, Berlin 2019Viel Feind, viel Ehr, national museum in Peninsula, New York (USA) Schrein der Freundschaft, BKV Potdam /Grenzeloos, Concordia LS56, Enschede (NL)
2016 Diverses sont les lignes de la vie …Galerie Bernard Ceysson, Luxemburg / Sculptures, Matieres, Materiaux, Textures...Galerie Bernard Ceysson, Luxemburg 2015Gernot Wieland Halina Kliem Michael Kirkham Jeroen Jacobs, nationalmuseum, Berlin / There is never a stop and never a finish, Kreuzberg Pavillon, Berlin 2014 Festival of Futures Nows, ifrex, Neue Nationalgalerie, Berlin / dotLand! Peninsula, Berlin (DE( /Space Interventions - Gordon Matta Clark and Beyond, curated by Heike Fuhlbrügge, Salon Dahlmann, Berlin (DE) / Concept Store, Nest, Den Haag (NL) 2013 Modifications ZK/U Center for Art and Urbanistics, Berlin (DE) 2012 misplaced, displaced, replaced, Rotwand, Zürich (CH) / Le Trac, 48 Stunden Neukölln, frontviews temporary, Berlin (DE)

Seit 2015 tätig als Lehrbeauftragter/Gastdozent, Bildhauerei Grundlehre, Universität der Künste, Berlin und seit 2005 mit Workshops, Lehraufträge, Gastdozenturen an verschiedenen Kunsthochschulen und Universitäten sowohl Kunst- als auch Architekturstudierenden: u.A.: Universität der Künste und Kunsthochschule Weissensee in Berlin, Universität Kassel, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Stipendien/Residenzen
2008 Arbeitsstipendium Bildende Kunst der Kulturverwaltung des Berliner Senats, Berlin
2005 Artist in residence, Chinese European Art Centre, Xiamen (China) / Projektstipendium, Fonds BKVB (Stiftung für Bildende Kunst, Gestaltung und Baukunst) (NL) 2001 Basisstipendium, Fonds BKVB (NL)!Arbeitsstipendium, Fonds BKVB (NL) 1998 Basisstipendium, Fonds BKVB (NL)
1996 Arbeitsstipendium, Fonds BKVB (NL) 1993 Startstipendium, Fonds BKVB (NL)